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Das Schaf und der Papagei

  • Autorenbild: Mehdin M
    Mehdin M
  • 20. März
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Apr.

“Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie ich auf so viel gleichzeitig achten soll.” murmelte Rochus K. während der Fahrt vor sich her. In einem kleinen Taxi begab er sich auf dem Weg zum Bauernhof seiner Großtante, die ihm ihren Besitz noch vor ihrem Tod vererben wollte; mit der dringenden Bitte, sie noch unbedingt einmal zu besuchen. Das letzte Mal muss vor über 30 Jahren gewesen sein, wo Rochus noch als Jugendlicher Besuch von der Tante aus Amerika erhielt, um sich verkrampft auf die beige Zweier-Couch mit der übergewichtigen Amerikanerin zu setzen, und ihren langandauernden Geschichten über den zweijährigen, mit vollen Windeln schreienden Rochus Gehör zu schenken. Seitdem gab es auch zwischen Mutter und ihrer Tante keinen Kontakt mehr, zumindest nicht, dass er davon wüsste.


Nervös und erschöpft von der langen Reise stieg er aus dem Taxi, das der Fahrer aufgrund des steilen Abhangs nicht direkt vor das verrostete Doppelflügeltor gestellt hatte, infolgedessen er sich mit seinem großen Koffer zur Sprechanlage begab, und keuchend anläutete. “WHO’S THERE??”, schrie eine ältere Dame durch die Anlage. “Ich bin’s Tante, der Rochus”, erwiderte er mit ähnlich hoher Tonlage. “OH GREAT, ICH MACH DIR DAS TOR AUF!”, rief die Großtante in das Mikrofon. Zu seinem Erstaunen der langen Auffahrt hochwandernd war Rochus sprachlos; wieso hat Mutter nie erwähnt, wie gewaltig Roberta’s Grundstück war, dass man mit freiem Auge das Grundstücksende nicht erblicken konnte? Zugegebenermaßen ähnelte der Weg zum Bauernhof eher einer Forststraße als einer Auffahrt, mit texanischen, bis zu vier Meter hohen Eichen entlang des Weges in regelmäßigen Abständen aufgereiht, die dem Frühling entsprechend schon angefangen haben, gold-gelbe Blüten zu zeigen.


HEY THERE, DARLIN’”, entgegnete ihm die mit einer Hand am Treppengeländer lehnende, schwächliche Roberta, mit der anderen Hand winkend. “Hi Roberta, freut mich, dich nach so einer langen Zeit wiederzusehen”, umarmte Rochus seine Großtante nervös. “80 Jahre sind ihr zwar im Gesicht anzusehen, aber alt riecht sie nicht”, dachte er sich. “Ich würde dir ja gerne was abnehmen, aber wie du siehst, kann ich mich mit meiner Gehhilfe kaum selbst tragen”, wehklagte seine Verwandte. “Macht doch nichts, Tante, ich bin noch jung, das tut mir nichts.”, besänftigte er sein Gegenüber. “Komm herein, make yourself feel like home, stell deine Koffer direkt ins Wohnzimmer”, gab Roberta bekannt, während sie sich langsam die drei Treppen hoch und daraufhin sorgfältig in ihr Haus begab. Rochus – der Großtante folgend - war begeistert vom hölzernen Bungalow; in Österreich sah er solche Flachbauten selten, und wenn, dann nur am Lande oder in den Bergen im Skiurlaub. Abgesehen von der sich lösenden, warmgrauen Wandfarbe und dem knirschenden Holzboden, schien das Haus noch in akzeptablen Zustand zu sein. Der Innenraum war sehr schlicht gestaltet: kleiner Abstellplatz für Schuh und Regenjacke gleich neben der Tür, Bad und Toilette getrennt und links vom Flur, das Schlafzimmer wahrscheinlich hinter der verschlossenen Tür am Ende des Ganges, und ein großer, geräumiger Wohnbereich mit Kücheninsel.


“Was kam vorher, das Haus oder die Möbel?”, fragte Rochus provozierend, überrascht von der braun-lastigen Möbelausstattung aus den 80ern. “YoU tAlK FuNNy”, krisch ein ausgewachsener Papagei, sich weg von seinem offenen Käfig tauchend, um am Holzsessel direkt vor Rochus zu landen und sich gemütlich zu setzen. Rochus erschrak: “Sollten Papageie nicht nur einem nachplappern, Tante?”, wollte er sich selbst beruhigen. Noch bevor die Tante antworten konnte, schrie ihm schon der Papagei entgegen: “I aM InViCTUs, tHe MoSt vALuaBLE PArroT ON ThIs PlANEt”, zugleich er Rochus mit einem Auge gründlich von unten nach oben prüfte. “Leave him be, you nosy bird!”, wies ihm Roberta in seine Schranken. “Das ist Invictus, mein Papagei. Ich habe ihn im Tierheim gefunden, wo ihn seine letzten Besitzer abgesetzt hatten, weil er ihnen zu viel wurde.”, schilderte seine Großtante. “I BeT YoU WaNT tO KnOw WhY I nAmED MYSelF InVICTUS, dOn’T YoU?”, führte der Papagei fort. “It’S BeCAUsE I aM inVINcIBLE”, brüllte er stolz. Invictus schien Rochus besonders schön, nicht nur aufgrund seiner bemerkenswerten Größe, sondern aufgrund des bunten Fells: Kopf und Brust orange-rot schimmernd, mit rot-befleckten, gelb-blauen Flügeln. “YEEEES YES, Invictus. Das ist ein besonderer Vogel, Rochus. Der wollte von klein an nie seinen Besitzern nachplappern, und hat sich seine Worte immer selbst gewählt, bis sie ihn nicht mehr wollten. Ich mein, wer will schon einen Papagei, der einem nicht alles nachspricht?”, erläuterte Roberta sein leicht aggressives Verhalten. “Er spreizt gerade seine Brust ganz weit, war aber winzig und traurig, wo ich ihn aufgenommen hab”, verspottete ihn Roberta. “WhO CArES AbOUt THe PAST??”, bockte der Papagei mit seinem Kopf ganz hoch gestreckt. Nach weiterem hin und her lernte Rochus, dass es drei weitere Besitzer gebraucht hatte, bis Roberta ihn für seine einzigartige Art aufnahm – einen Papagei, der für sich selbst spricht.


Noch bevor sich Rochus an das eigenartige Wirbeltier gewöhnen konnte, hörte er etwas gegen die am anderen Ende des Wohnraumes gelegene Tür mehrmals stoßen, bis er ein Geschrei hörte: “MÄÄÄÄHHH, OPEN UP THE DOOR FOR MÄÄÄÄ, GODDAMMÄÄÄT”. Rochus geriet ins Stocken; zuerst ein selbstbestimmter Papagei, was wird ihn hinter dieser Tür erwarten? Noch bevor er sich erschrocken vom Stuhl heben konnte, sah er, wie sich die Türklinge von allein runterdrückte, und ein drei-beiniges Schaf das Haus betrat. “MÄÄÄ GOD, ROBERTA, WHO IS SITTING ON MÄÄÄÄÄ CHAIR?”, forderte das stolze Schaf von seiner Besitzerin. “BE NICE, Demi, this is my great-nephew, Rochus, visiting me from Austria, I told you about him!”, besänftigte Roberta ihr Schaf, das sich auf die Eckbank gegenüber von Rochus und Invictus zu setzen versuchte. Rochus stand auf und griff nach dem sich offensichtlich abmühenden Schaf, um ihr beim Besteigen der Sitzbank unter die Beine zugreifen. “Leave MÄÄÄÄ alone, human. I ÄÄÄÄM able to climb up MÄÄÄself, I don’t need you.”, meckerte Demi und stieß Rochus mit ihrem einzigen Hinterbein weg.


DeMI, mY gIRl, tHiS gUy HaS neVER seen A PaRROT liKE me!”, grätschte Invictus rein. “I can imÄÄÄÄgine, I have never seen a more annoying parrot than you, ÄÄÄeither!”, stichelte Demi zurück. “Listen, HumÄÄÄÄN. Don’t you pity MÄÄÄÄÄ. I might have one leg less than mÄÄÄÄ siblings, but I ÄÄÄÄm the most intelligent of all!”, versicherte ihm Demi. “Demi ist ein ganz besonderes Schaf, Rochus”, führte Roberta fort: “Ihr wurde das Gehänsel ihrer Geschwister eines Tages zu viel, bis sie sich an jeden einzeln rächte. Ihrem Bruder hat sie den bittersten Bärlauch gepflückt, es in unseren kleinen Teich für Tage eingeweicht, und ihm zum Geburtstag damit einen veganen Kuchen zubereitet. Für Tage konnte ihr Bruder seinen Stuhl nicht mehr halten, bis wir ihn zum Tierarzt brachten und ihm der Magen ausgepumpt wurde! Am selben Abend noch sah ich sie auf diesem Küchentisch sitzen, wie sie sich kichernd meine Steuererklärung im Detail durchschaute und mir meine Formulare mit Speichel bekleckerte. Sie hat zwar nur drei Beine, ist aber Fuchs gescheit, wenn es um Zahlen geht. Seither habe ich sie zu meiner Steuerberaterin befördert! Deshalb darf sie auch kommen und gehen, wann immer sie will!”.


Rochus wusste nicht wohin mit ihm. “Ist das alles ein Traum? Habe ich mir auf dem Heimweg von der Arbeit den Kopf gestoßen und in Koma versetzt? Seit wann können Tiere UNSERE SPRACHEN sprechen?”, dachte sich Rochus. “Roberta, nimm’s mir nicht übel, aber mir wird grad voll schlecht. Darf ich mich hinlegen?”, fragte er schwankend, sich der inmitten des Wohnraums gelegten Couch nähernd. “Klar, Rochus, tut mir leid, ich hätte dich diesbezüglich warnen sollen. Ich wusste aber nicht wie. Wo ich die zwei aufgenommen habe, waren sie noch so scheu, erst nach einer Weile haben sich ihre Charaktere so stark entwickelt.”, versuchte Roberta ihren Großneffen zu sänftigen.


TO BE CONTINUED


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Ein Papagei, ein Schaf, und noch viele andere Lebewesen, die ich in Zukunft gerne in diese Geschichte einbringen möchte. Mein Nachmittag/Abend ist aber schon vorüber, und gebockt hats mich heute nicht wirklich. ES WIRD ABER GEPOSTET; EGAL WIE GUT ODER SCHLECHT.


Wie immer: Die Idee ist meine, MEINÄÄÄÄÄÄÄ!


Bis nächste Woche, da möchte ich einen Rap-Song mit dem Titel “Words Future would never say” schreiben. Die Bauernhof-Geschichte führe ich dann ein anderes Mal fort.


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Kapitel II


Es dauerte nicht lange, bis Rochus aufgrund seiner Erschöpfung sich langsam dem Tiefschlaf neigte – ihm fehlte die Energie, dem Gehänsel und Gelächter der beiden Kleintiere Widerstand zu leisten. “WhY diD yOu invITE hIM HEre AnYwAys, RoBerTa?”, beklagte der Vogel. “I won’t be with you much longer, and I couldn’t imagine anyone more suited to take care of you bunch than Rochus. My niece has mentioned that he has had a very secluded, but conscientious personality ever since he was a young boy. Give him a bit more time, I am sure you will not only get used to him, but actually take a liking towards him!”, wehrte sich Roberta. “Don’t listen to this prying bird, RobÄÄÄrta, I’ll make sure to show HÄÄÄM ÄÄÄÄround tomorrow.”, entspannte Demi ihre Besitzerin.


Es konnten nicht mehr als ein paar Stunden vergangen sein, wo es sich Rochus auf der nachgiebig weichen Couch gemütlich gemacht hatte, bis ihn eine Stimme aus seinem Traum zu reißen versuchte: “Psst, PSSSSSSSST, human, PSSSSSSSSSSSSST, wake up!”. Rochus wachte auf, ließ die Augen dennoch geschlossen. “Human, I know you are awake, you think I am stupid?”, flüsterte dieselbe Stimme weiter. Es blieb ihm nichts anderes, als die Augen zu öffnen, sich aufzurichten, und sich ihm Wohnzimmer umzuschauen. Die Lichter waren aus, draußen war es stockdunkel, und im Zimmer schien weder Mensch noch Tier anwesend zu sein. “I am here, Rochus, the kitchen table!”, entgegnete ihm der weniger als zwei Meter entfernte, einen Meter Achzig lange, aus edler Wildeiche geformter Küchentisch.

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