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Herr Doktor, mein Telefon macht mich krank

  • Autorenbild: Mehdin M
    Mehdin M
  • 25. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

Herr Doktor, mein Telefon macht mich krank. Mir tut es nicht gut. Gehe ich Reisen, sei es mit Familie, Freunden, oder Kollegen, dann freu ich mich schon extrem auf ein bisschen Alleine-Zeit, aber nicht mit meinem Telefon, nein! Das pickt mir nämlich nicht nur in meiner rechten Hosentasche, sondern auch auf der Seele, wo ich mittlerweile von einer Allergie befallen worden bin, die mir wiederholt zuckend meine Brustmuskeln zum Spannen bringt, sobald sich der kleinste Gedanke über dieses Stück Metall in mein Gedächtnis schleicht.


Ich will meine Freunde in einem neuen Lokal besuchen, mach die App auf und wähle den schnellsten Weg zum Zielort. Eine Entscheidung wurde nicht getroffen; mich hat keiner gefragt, wie ich dort hinwill. Ich habe bewusst “schleicht” verwendet, weil ich mich nicht erinnere, je irgendetwas von meinem Telefon bekommen zu haben. Nichts. Meine Zeit hat es mir verschlungen und mich als Produkt an Großkonzerne perverser Menschen geworben.


Sollte mein Telefon nicht ein Zweck zum Sinn sein - und nicht umgekehrt? So stark ich mich Dir zeige, bin ich bei meinem süßen, leistungsstarken iPhone 16 ein ganz anderer Mensch. Letzte Nacht war es doch wieder eine Zeitverschwendung! Aber ich versteh’s, du kannst mich ja nicht jede Sekunde in meinem Leben unterhalten, es bin doch Ich, der einiges mehr an Verständnis aufbringen muss, um dich nicht zu verärgern. Tut mir leid. Wer bin ich schon, um mit dir über weniger Stunden in meinem Leben zu hageln.


Mit viel Um und ohne Aber. Erbärmlich. Boah, ist der Sonnenuntergang schön SCHNELL DAS HANDY RAUS SONST IST DER MOMENT VERLOREN. Da wird mein Chef stolz auf mich sein. Wieso? Na weil ich mir die ganze Energie spare, und mir das seichte Teilen meiner Erfahrung die Mitmenschen zu unzufriedenen Kunden Rollen wechseln lässt. Es spricht mir nicht Gutes zu, und da wir nicht in derselben Welt sind, ist es entweder das Telefon oder Ich. So klein muss ich sein, wenn mir der Daumen am Display und die restlichen vier Finger sorgfältig um die Rückseite gefestigt als Berührung ausreicht.


Naja, ich werde hier nicht den Teufel an die Wand malen. Brauchbar ist es ja. Den einen oder anderen Schub an Glücksgefühlen hat es mir auch geschenkt. Mir nimmt es die Worte. Äääah. Schon wieder gezuckt. Schon wieder das Handy in äußerst befriedigender Stimmung im anderen Zimmer geschlossen aufs Bett geworfen, um meine als Romeo gezogene, kalte Wange meiner Juliet des einundzwanzigsten Jahrhunderts im Sommernachtstraum einer neuen Antike zu zeigen.


Na hawidere, zwei Stunden ohne Telefon und ich schwell sprachlich stärker als nach einem Bienenstich. Übrigens, die Biene nimmt sich das Leben, um dir mit aller Lebensenergie schmerzen zu verursachen. Die weiß nicht mal von deinem Schmerz, kann sich in ihren letzten Sekunden keine Erinnerungen vorspielen, sondern genügt sich nur mit dem Gedanken. Der Stich. Ein Aufschrei. Kinder weinen; da reichts, wenn du die Eltern stichst. Tagelanges Wehleiden. Wie viele Gespräche sie damit starten würde? Wenn ich die Zunge steche, lass ich den Staat auch noch zahlen dafür!

 

 
 
 

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