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Setz dich über sie hinweg

  • Autorenbild: Mehdin M
    Mehdin M
  • 24. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Der Herr Glattauer hat mir mit seinen Werken auch trotz meinem in wenigen Tagen vollendeten 26 Lebensjahr schon viel Freude bereitet. Meine Eltern und deren Vorfahren hatten es mit Krieg, Flucht, und Armut leicht; ich durfte mich Dank meinem Privileg, ein zu 1998 in Österreich geborenes Kind zu sein, um meine Zukunft ohne existenzielle Verlustängste scheren - abgesehen von meinem Handy, das mir als an der Generation Z grenzender junger Mann das Leben aus der Seele (eigentlich auch die Seele aus dem Leben) zu zerren versucht. Wenn es bei meinen Zuständen dann noch eine Menschenseele schafft, mich weg von der scheinbaren Überwältigung punkto Lebendigkeit zu führen, lässt mich mein Körper durch Gänsehaut und Glückshormonen zeitbedingt seine Dankbarkeit verspüren. Ein kleines Hin und Her mit einem Freund, dessen Gegenwart ich selten genießen darf.


Gelesen habe ich sie noch nicht alle, zu Schrifte kommt mir „Die Spürst Du Nicht“, und nach kurzer Internetrecherche schließt sich der Gedanke mit „Alle Sieben Wellen“ und „Ewig Dein“. Bei seinem neuesten Werk „In Einem Zug“ war sofort klar, dass meine fehlende Lebenslust sowie bei den im Vorsatz erwähnten Büchern nicht stückchenweise, sondern tagelang in ihre Schranken gemartert wird, und ich mit erfreuender Aufmerksamkeit sogleich da sein und die durch Glattauer’s Erzählungen geführte Gedankenwanderung woandershin begleiten darf. Ich bin ja keins mehr, aber fühlen tue ich mich immer noch wie ein Kind, wenn ich von anderen an meiner Hand genommen werde und mir Einblick in ihr Leben durch deren Augen gewährt wird. Eine Einladung zu ihren Geschichten und deren Einzelheiten, die man am besten noch gemeinsam findet und sie zu Gemeinsamkeiten bündelt, um danach möglicherweise zusammen Erlebnisse zu teilen (Kleiner Einschub: hier fehlt mir noch was, werde in Zukunft meinen Gedankengang weiterführen, bin noch nicht fertig!).


Was ihn zum Schreiben bewegt? Lies es selber nach. Verstanden habe ich einen Teil nicht, und zwar beschreibt er gutes Schreiben wie folgt:

„Denn wenn man schreibt, wenn man richtig gut schreiben will, setzt man sich immer intensiv und kritisch mit der Zufriedenheit auseinander. Entweder sie fehlt einem, dann jagt man ihr nach. Oder man kennt sie und setzt sich über sie hinweg. Oder man hat sie, aber man gibt sich mit ihr nicht zufrieden.“


Erstes und Letzteres sind Natur Mensch: Hab ich was nicht, will ich es; hab ich es, will ich es nicht – wann aber kenne ich sie (die Zufriedenheit) und setze mich über sie hinweg? Sprachlich werden meine wenigen Gehirnzellen schon überfordert. Kann ich  etwas kennen, es aber nicht gleich besitzen? Ist es nicht das Erkennen, dass unser Interesse weckt, und es das Kennen wieder schleichend wegdrängt? Wie setze ich mich über etwas hinweg? „Setz dich über den Sessel hinweg“ würde für mich bedeuten, dass ich über den Sessel steige und mir einen anderen suche, auch wenn der Erste vollkommen in Ordnung ist, vielleicht weil er für jemand anderen gedacht ist? Setze ich mich also über meine eigenen Zufriedenheiten hinweg, würde ich sie sehen, auf sie zugehen, über sie „steigen“, und mir woanders einen Platz zum Sitzen suchen, wäre aber immer noch in ihrer Nähe, sonst hätte Herr Glattauer „hinfort“ verwendet. Bemächtige ich mich damit selbst, wenn ich eingestehe, nichts in dieser Welt „haben“ zu können? Würde ich mir damit die Sehnsucht und ihre nach dem Haben eintretenden Fluchtgedanken im Job, in der Beziehung, der Freundschaft, oder dem Eigentum sparen?


Funktionieren tut es – denke ich – nur basierend auf Gegenseitigkeit, weil es das fehlende Vertrauen in unseren Mitmenschen ist, die uns zum Haben nötigt und uns die Freude raubt. Oke an meinem letzten Satz will ich noch pfeilen, und meinen Gedankengang ein anderes Mal weiterführen.

 
 
 

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